Ein verborgener Schatz - St. Maria in der Au. Führung durch die Ausgrabungsstätte (mit Interview)
Am Dienstag, den 19. Februar 2013 mit Beginn um 18 Uhr lädt das Kulturassessorat zum zweiten Abend in der Reihe "Ein Stadtviertel erzählt". Carla Giacomozzi vom Stadtarchiv wird durch das Freilichtmuseum mit den Resten von Maria in der Au führen. Treffpunkt ist das Bürgerzentrum Don Bosco.
Hier ein Kurzinterview mit der
Historikerin:
Laut einem italienischen Wörterbuch bezeichnet der Begriff
"semirurale" eine "area con caratteristiche urbane che convivono
con l'ambiente rurale", also einen "ländlichen Raum mit
urbanen Eigenschaften". Möchten Sie diese Begriffsbestimmung
ergänzen?
Nein, dem ist nichts hinzuzufügen.
Woher rührt Ihr Interesse für das Thema Ihres
Vortrags?
Als diplomierte Archäologin fasziniert mich das Graben in der
Erde, wie auch das "Graben" in menschlichen Erinnerungen (die
Vorgehensweise ist im Grunde dieselbe), die Sammlung von Zeugnissen
und die Gewinnung neuer Erkenntnisse bereits seit meiner
Studienzeit.
Wie lauten die Schlüsselwörter Ihres
Vortrags?
Kirche, Archäologie, Stadtgebiet, Ausgrabungen,
Vorstellungskraft, Pracht, Vergessenheit.
Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich vor, wie
Bozen in 30 Jahren aussehen wird:
Ich sehe große Gebäude aus Glas inmitten ausgedehnter
Grünflächen.
Calvino schreibt in "Die unsichtbaren Städte":
Städte wie Träume sind aus Wünschen und Ängsten
gebaut. Welche Wünsche und Ängste haben Sie?
Ich wünsche mir fröhliche Gesichter in der Stadt, auf den
Straßen, in den Lehrsälen und Büros. Meine
Befürchtung ist, dass wir unser Lachen nicht wiederfinden
könnten.
Gibt es ein Buch über die Geschichte des 20.
Jahrhunderts, das jeder Schüler/jede Schülerin Ihrer
Meinung nach gelesen haben sollte?
Kein Geschichtsbuch, sondern einen Roman: "Die Stadt der Blinden"
von José Saramago.
Wer sollte bei einem Film über die
"Semirurali-Siedlung" Regie führen?
Alejandro Jodorowsky.
Am ersten Abend der Reihe "Ein Stadtviertel erzählt" hat Ennio Marcelli anhand von Fotos die Geschichte des Viertels erzählt. Die nächste Veranstaltung (nach der oben geschilderten) findet dann am 12. März statt und bringt "Erzählungen aus der Semirurali-Siedlung" mit Hannes Obermair und Maria Anna Ilmer Ebnicher in der Grundschule Don Bosco.
Das Projekt "Semirurali" konzentriert sich auf
die Geschichte des Stadtviertels Don Bosco. Dieses Viertel von
Bozen entstand in den 30er Jahren als Arbeiterwohnviertel: Die
zahlreichen Arbeiterfamlien, die im Zuge der vom faschistischen
Regime stark geförderten Zuwanderung nach Bozen gekommen waren
und in den Fabriken der in den Vorkriegsjahren aus dem Boden
gestampften Industriezone Arbeit gefunden hatten, lebten in den
typischen "halbländlichen" Gebäuden der
Semirurali-Häuser.
Die starke Zuwanderung italienischer Arbeiter diente auch der
Italianisierung der ansässigen deutschen Bevölkerung von
Bozen, da Südtirol nach dem Ende des 1. Weltkrieges zu Italien
geschlagen worden war. In den 1980er Jahren wurden fast alle
"Semirurali"-Häuser abgerissen (es waren mehrere Hundert an
der Zahl) und an ihrer Stelle entstanden neue
Mehrfamilienhäuser.
Kürzlich wurden bei Grabungsarbeiten wichtige
archäologische Funde gemacht: Es handelt sich um die Reste
einer Kirche, die auf das 12. bis 15. Jh. datiert werden kann. Ein
neues Kapitel der Geschichtsforschung im Don-Bosco-Viertel ist
eröffnet.
Download:
- Einladung (file pdf, 655 Kilobyte)
- Bereich Kommunikation
- Bereich Kommunikation
- Veröffentlichungen
- Bozner Nachrichten
- Extra