Dominikaner in Bozen
Stadtgalerie Bozen, Dominikanerplatz 18
vom 20.03.2010 bis 20.06.2010
Geschichte, Kunst, Restaurierung von den Kuratoren: Silvia Spada Pintarelli und Helmut Stampfer. Eröffnung Ausstellung am 19. März um 18.00 Uhr, Eintritt frei.
Am 3. März 1785 übergibt der Kreishauptmann Johann Andreas von Franzin den Bozner Dominikanermönchen das vom Habsburgerkaiser Joseph II. erlassene Dekret zur Klosteraufhebung.
So endet die jahrhundertelange Geschichte der Dominikanermönche in Bozen, wo sie im Jahr 1272 angelangt waren, und außergewöhnlich reiche Kunst- und Kulturschätze werden zerstreut. Zugleich beginnt die "weltliche" Ära des Gebäudekomplexes, der auf das Engste in das städtische Leben eingebunden ist: In seine Räume ziehen nacheinander eine Kaserne, eine Schule und ein Krankenhaus ein, und heute haben hier das Konservatorium und die Stadtgalerie ihren Sitz.
Trotz der bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden stellt der Klosterkomplex, der von 1935 bis auf den heutigen Tag sorgfältigen Restaurierungen unterzogen worden ist, eines der relevantesten Kunstdenkmäler der Stadt Bozen dar. Er enthält unter anderem bedeutungsvolle, der Giotto- und der Guariento-Schule zugeschriebene Freskenzyklen des 14. Jahrhunderts, Werke von Friedrich Pacher aus dem späten 15. Jahrhundert und den marmornen Merkantilaltar mit dem 1655 von Guercino geschaffenen Altarbild.
Die Ausstellung "Dominikaner in Bozen" umfasst drei Abteilungen.
In der ersten Abteilung, Kirche und Kloster der Dominikaner im
Laufe der Jahrhunderte, wird die historische Entwicklung dargelegt.
Von besonderem Interesse unter den ausgestellten Dokumenten ein
1496 abgefasstes Schreiben Maximilians I., aus dem das erstaunliche
Interesse des Habsburgerherrschers für das Kloster spricht,
ein Siegel der Botsch, der bedeutendsten Stifterfamilie der
Trecento-Fresken, Ansichten der Kirche und des Klosters und ein
entsprechendes, eigens angefertigtes Modell, Grundrisse und
Pläne zu Umbauten im 19. Jahrhundert. Große
Aufmerksamkeit wird dabei den Begebnissen nach der Klosteraufhebung
im Jahr 1785 geschenkt, die bisher wenig bekannt waren. Vom Betrieb
der k.k. Fachschule für Bau- und Kunsthandwerker, die hier von
1901 bis 1939 ihren Sitz hatte, zeugen Schuljahrbücher, im
Unterricht verwendete Modelle und Vorlagewerke sowie
Schülerhefte. Anhand einer Reihe von Fotografien werden die
pionieristischen orthopädischen Experimente erläutert,
die der Arzt Lorenz Böhler im Ersten Weltkrieg an verwundeten
Soldaten vornahm, die in dem im ehemaligen Kloster untergebrachten
Spital lagen.
Die Abteilung wird durch eine umfassende Dokumentation der
Restaurierungskampagnen abgeschlossen.
Die zweite Abteilung, Kunst und Kultur, vermittelt einen Überblick über die im Laufe der Jahrhunderte im Dominikanerkomplex entstandenen Kunstwerke. Neben Trecento-Fresken, deren Kenntnis durch einen Besuch der Kirche ergänzt werden kann, findet sich hier - als eines der typischen ikonografischen Motive der Dominikaner - ein Hans von Judenburg zugeschriebener Schmerzensmann (um 1425), der die Menschheit und ihr Leiden symbolisiert, während dem schönen, ein Jahrhundert später entstandenen Gemälde Mystische Hochzeit der hl. Katharina von Sylvester Müller schon die Eleganz des Renaissancestils anzumerken ist. Die Stuckaturen des 17. Jahrhunderts, die bei Restaurierungen und Ausgrabungen ans Tageslicht gekommen sind, vermitteln uns, zusammen mit einem Reliquienschrein und einem Priestergewand aus dem 18. Jahrhundert, die aus dem Bozner Domschatz kommen, eine - allerdings nur vage - Vorstellung von der ehemals prachtvollen Barockausstattung der Kirche, die heute fast gänzlich verloren gegangen ist.
Der Weg zur dritten, im ehemaligen Kapitelsaal untergebrachten Abteilung führt durch den Kreuzgang mit Fresken vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, unter denen die um 1495 von Friedrich Pacher ausgeführten Wandmalereien eine besondere Erwähnung verdienen. Im Kapitelsaal werden Funde der verschiedenen Ausgrabungskampagnen ausgestellt, die im Areal des ehemaligen Klosters durchgeführt worden sind. Besonders interessant sind Grabbeigaben, wie Schwerter und Sporen des 14. Jahrhunderts, aus den vielen im Kloster gelegenen Gräbern, aber auch nur scheinbar unbedeutende Zeugnisse des Alltags:\ Geschirr, Keramikscherben, Jakobsmuscheln von Pilgern auf dem Weg nach Santiago de Compostela, Bodenfliesen, Bruchstücke der von den Soldaten gerauchten Pfeifen…
In diesem Saal findet sich außerdem ein absolutes Meisterwerk der Südtiroler Kunst: der Leidende Gekreuzigte, eine synthetische, ausdrucksstarke Arbeit, die wahrscheinlich zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche gehört hatte.
Öffnungszeiten:
dienstags bis freitags: 9.00-13.00 / 15.00-19.00 Uhr
samstags und sonntags: 10.00-18.00 Uhr
montags geschlossen
geöffnet auch: Ostersonntag, 4. April, 25. April
und 1. Mai
Eintritt frei
Führungen nach Vereinbarung
Jeden Samstag 15.00 Uhr Führung in italienischer Sprache
16.00 Uhr Führung in deutscher Sprache
Veranstalter der Ausstellung: Stadt Bozen - Assessorat für Kultur, Forschung, Strategischen Entwicklungsplan - Amt für Museen und kunsthistorische Kulturgüter
Infos:
- Amt für Museen und kunsthistorische Kulturgüter der
Stadt Bozen
Tel. 0471 977855 - 0471 997697
kulturgueter@gemeinde.bozen.it - Presseamt der Stadt Bozen
Tel. 0471 997528 Fax 0471 997389
presseamt@gemeinde.bozen.it